Die Frage nach der Geschichte eines Dorfes in der Größenordnung Mauerstettens bereitet dem, der sie zu beantworten sucht, weitaus mehr Mühe und Verlegenheit als die Erforschung des Werdens von Völkern. Mauerstetten mit seinen heute mehr als 3000 Einwohnern (einschließlich der Ortsteile Frankenried, Hausen und Steinholz) kann sich weder der zweifelhaften Ehre rühmen, jemals Schauplatz einer geschlagenen Schlacht gewesen zu sein, noch ist bis heute in Erfahrung gebracht worden, ob etwa ein geheimer Rat oder durchlauchtigster Herr auf bedeutungsvoller Durchreise sein müdes Haupt in Mauerstetten für wenige Stunden zur Ruhe gelegt hat.
Man liest von Stadtschreibern, von Dorfschreibern hat man bislang noch nichts vernommen. Dörfer haben sich damit abzufinden, die namenlosen Bauern auf dem Schachbrett der Geschichte zu sein. Einen exakten Nachweis für die Entstehung Mauerstettens hat man bisher nicht erbringen können, und es ist wohl Hypothese, wenn man vom Namen des Dorfes auf sein Alter zu schließen versucht. Dieser Vermutung gemäß sollen es die Römer gewesen sein, die den buchstäblichen Grundstein für Mauerstetten gelegt haben. Der Gedankengang ist einleuchtend:
Um das Jahr 500 unserer Zeitrechnung kamen die Schwaben in diese Gegend, ein alemannischer Volksstamm, dessen Ursprung am oberen Main zu suchen ist. Da ihr Auftauchen im Raum des heutigen Allgäu zeitlich mit ihrer Unterwerfung durch die Franken zusammenfällt, scheint es denkbar, dass Vertreibung oder Flucht der Grund ihres Kommens war. Wie dem auch sei, diese Schwaben bedienten sich zum Bau ihrer Behausungen des reichlich vorhandenen Holzes; das Errichten von Mauern aus Stein und Lehm war ihnen fremd. Den Römern hingegen war das Mauerhandwerk längst vertraut, und sie waren lange vor den Schwaben im Land gewesen. Die mancherorts vorgefundenen Mauerreste römischer Siedlungen waren den Schwaben daher etwas Auffallendes, Neuartiges und so pflegten sie diese Orte vielfach "die Stätte bei den Mauern" zu nennen. Folgerichtig ließe sich also sagen, dass der Name Mauerstetten auf römischen Ursprung zurückweist. Freilich, römische Mauerreste sind in der Folgezeit nicht gefunden worden.
Für das Vorhandensein menschlichen Lebens auf Mauerstettens Fluren lang vor den Römern dagegen gibt es zweifelsfreie Beweise. In unmittelbarer Nähe des alten Ortskernes fanden sich noch vor wenigen Jahrzehnten zahlreiche Grabhügelgruppen und so genannte Hochackerbeete, Spuren eines Ackerbau treibenden Volkes vorrömischer Zeit. Am 16. Juni 1896 öffneten Archäologen eines dieser Hügelgräber und fanden im Steingrab ein menschliches Skelett sowie eine Bronzenadel, die der älteren Bronzezeit zugeordnet wurde. Damit ist menschliche Besiedlung der Mauerstettener Flur weit mehr als tausend Jahre vor unserer Zeitrechnung erwiesen.
Kurz nach Fertigstellung der ersten Fassung dieses Berichtes lieferte ein glücklicher Zufall den ältesten
urkundlichen Nachweis für die Existenz Mauerstettens, der bisher bekannt geworden ist. In einem Kodex des ehemaligen Klosters St. Mang zu Füssen ist die spätere Abschrift einer Urkunde eingeheftet, die eine Güterschenkung aus dem Jahre 919 unter Abt Giselo zum Inhalt hat. Eine adelige Witwe, Azila de Murstetten, schenkte aus ihrem Erbgut, mit Zustimmung ihrer Söhne, dem Kloster die Pfarrechte in Ruderatshofen und Güter in dieser Pfarrei, sowie im benachbarten Immenhofen, um das Seelenheil ihres verstorbenen Mannes zu fördern. Die später bedeutende Familie der Grafen - dann Markgrafen - von Ronsberg hat das Erbe der Familie von Murstetten angetreten. Da im 12. Jahrhundert dieser Besitz von den Grafen von Ronsberg angefochten wurde, kam es zu einem Prozess, den das Kloster, wohl gestützt auf diese Urkunde und Zeugenaussagen, gewann.
Ein weiterer Hinweis auf das frühe Murstetten findet sich im Archiv des Stiftes Kempten, das nicht nur in Mauerstetten Lehenshoheitsrechte besaß, sondern auch in Hausen, Stöttwang und Hirschzell. So verrät uns ein vergilbtes Pergament, dass das Dorf um das Jahr 1150 zur Herrschaft Kemnat gehörte. Die Burg Kemnat verfügte damit in Mauerstetten über bedeutende Rechte: das Dorfgericht, das Patronatsrecht über die Kirche, sowie die Lehenshoheit über mehrere Höfe und Güter.
Der Ortsteil Hausen, bis 1810 selbständige Ortschaft, wird bereits im Jahre 930 in einer Urkunde König Heinrichs I., des Voglers, erwähnt. Dieses Schriftstück berichtet, dass ein edler Mann namens Salacho dem Stift Kempten Grundstücke und zwei Leibeigene von Hausen zum Geschenk machte. Hausen bestand also schon zur Zeit des Hl. Ulrich, als es Kaufbeuren noch nicht gab.
Etwa in der Mitte des 12. bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts saßen in Mauerstetten Dienstmannen niederen Adels. In einer Urkunde aus jenen Tagen liest man von einem Konrad von Mauerstetten, der um 1150 eine Schenkung in Stockheim an das Kloster St. Ulrich in Augsburg bezeugte.
Als der Abt zu Kempten 1288 an den kriegerischen Auseinandersetzungen König Rudolfs gegen das Kloster St. Gallen teilnahm, leistete Ludwig von Mauerstetten dem Abt Heeresfolge. Dieser Ludwig von Mauerstetten wird in Urkunden der Stadt Kaufbeuren in den Jahren zwischen 1302 und 1324 häufig erwähnt, ab 1303 mit der Standbezeichnung "Ritter", obwohl er es nie zu einem eigenen Siegel brachte. Neben seinem Sedelhof in Mauerstetten verfügte Ritter Ludwig auch in Reichenbach über bescheidenen Grundbesitz. 1323 verkaufte Ludwig seinen Sedelhof um zwanzig Pfund Augsburger Pfennige an Konrad von Fischach (oder Fischbach) und starb 1327. Von diesem Hof ist letztmalig in einer Urkunde die Rede, als er durch Albrecht von Fischach an das Kloster St. Ulrich in Augsburg verkauft wurde.
Als 1334 die Herrschaft Kemnat in den Besitz des Reichs übergeht, wird Mauerstetten davon aufgenommen. Das Dorf fällt an das Kloster Irsee, wie eine Urkunde Ludwigs des Bayern aus dem Jahre 1334 berichtet. Bis zum Jahre 1803 lenkt das Kloster nun die Geschicke Mauerstettens. Die Herrschaft beinhaltet das Vogtrecht, die Lehenshoheit, das Pfarrbesetzungsrecht, sowie das Blutgericht. Das Kloster ernennt einen Bürger des Dorfes zum Amtmann als Gemeindevorsteher. Ganz gewiss war dieses Amt reicher an Bürde denn Würde. In wichtigen Angelegenheiten vertritt der Abt des Klosters die Gemeinde. Die Gemeindeversammlung jener Tage wird auf der so genannten Schmiedbruck abgehalten, der überdachten Beschlagbrücke vor dem Tor der Dorfschmiede. Die absolute Macht des Klosters ist der Nachwelt recht bildhaft in einem Bericht überliefert, demzufolge anno 1712 in Irsee Benedikt Uhl, Wirt zu Mauerstetten, aus nicht mehr bekanntem Grunde durch das Schwert hingerichtet wurde.
Jenen Tagen verdankt der Mühlweg, die heutige Neugablonzer Straße, seinen Namen. Bis 1803 fuhren die Bauern Mauerstettens auf diesem Weg ihr Getreide in die Klostermühle nach Pforzen.
Neben dem Kloster Irsee erwirbt bereits im 14. Jahrhundert das Spital Kaufbeuren in Mauerstetten ansehnlichen Grundbesitz. Von ihm ist heute nur noch eine größere Waldfläche nördlich Steinholz übrig. Aber auch das Frauenkloster zu Kaufbeuren, die St.-Michaelis-Kapellen-Pflege, sowie die Klöster Kempten und Ottobeuren üben um diese Zeit Besitzrechte auf Mauerstettens Flur aus.
Das Jahr 1480 gilt als das Geburtsjahr der heutigen Pfarrkirche St. Vitus. Von dem Bau aus jener Zeit ist heute noch der untere viereckige Teil des Turmes und der Chor erhalten, der jedoch 1698 verändert wurde. Das Kirchenschiff wurde schon vor 1696 erneuert, und der Turm erhielt 1746 seine barocke Erhöhung. Der interessierte Besucher der Pfarrkirche sei auf eine bildliche Darstellung Mauerstettens um das Jahr 1749 an der Nordseite des Chores sowie auf ein Bildnis der Kirche vor 1746 an der Chordecke hingewiesen.
Als 1525 in Süd- und Mitteldeutschland der große Bauernkrieg ausbricht, in dem sich die Bauern gegen den Geld- und Frondruck verarmter Grundherren zur Wehr setzen, sind die wenigen Bauern Mauerstettens auch dabei. Da den Bauernhaufen jedoch einheitliche Ziele, Planung und Führung fehlen, werden sie vom überlegenen Heer des Schwäbischen Bundes unter Truchsees Waldburg geschlagen. Furchtbare Strafen besiegeln die Niederlage. Es ist überliefert, dass die Mauerstettener zur Zahlung einer so genannten Brandsteuer verurteilt wurden.
Im Jahre 1616, als der Habsburger Matthias die römische Kaiserkrone deutscher Nation auf seinem Haupt trägt und die seither längste Friedenszeit der europäischen Mitte sich dem jähen Ende zuneigt, bekundet Bischof Heinrich von Augsburg sein Interesse am käuflichen Erwerb Mauerstettens. Man wird sich handelseinig und vereinbart für das Dorf eine Kaufsumme von 22.000 Gulden. Doch der Einspruch des Stiftes Kempten ist stärker, und so kommt der Kauf nicht zustande.
Als im Mai des Jahres 1618 schwertklirrende Barone die bömischen Statthalter Slavata und Martinic aus den Fenstern der Prager Burg stürzen, ahnt noch niemand, am wenigsten die Einwohner Mauerstettens, dass dieses spektakuläre Ereignis der Auftakt zu einem verheerenden dreißig Jahre währenden Krieg wird. Es vergehen runde zehn Jahre, bis die Furie dieses Krieges auch an das Tor Mauerstettens klopft. Ende Februar 1628 breiten sich die Kriegsunruhen auch im schwäbischen Raum aus, und eine Armee des Grafen von Mansfeld, 18.000 Mann stark, rückt in Schwaben ein. So machen die Bürger Kaufbeurens und der umliegenden Dörfer erste Bekanntschaft mit der Einquartierung rauher Landsknechte. Vier Jahre hindurch haben die Mauerstettener die zweifelhafte Ehre der Anwesenheit Kaiserlicher.
Im März 1632 werden die Kaiserlichen von den Heerhaufen Gustav Adolf’s von Schweden vertrieben. Der Abt des Klosters Irsee muss an die schwedische Besatzung wöchentlich zweihundert Reichstaler, fünfundzwanzig Säcke Hafer, Wein, Fisch und Fleisch abliefern, und da die Bürger Mauerstettens Untertanen des Klosters sind, dürfen sie sich fleißig an dieser Kontribution beteiligen. Zwei Jahre lang haben die Schweden im Raum Kaufbeuren das Wort, dann müssen sie den erneut anrückenden Kaiserlichen weichen. Aber diese machten den geplagten Bauern das Leben nicht weniger schwer. Zu den apokalyptischen Reitern jener Tage zählt neben Krieg, Hunger und Tod als vierter die Pest. Zweimal wütete diese Epidemie im Dorf, einmal in den Jahren von 1627 bis 1629 und ein zweites Mal von 1634 bis 1635. Die Überlebenden fuhren die von der Pest Dahingerafften auf Schubkarren zum Gottesacker. Ein Gemälde über der Orgel der Pfarrkirche ist beredtes Zeugnis für die Schrecken dieser Jahre.
Um das Maß voll zu machen, wird der Kaufbeurer Raum zwei Jahre vor Kriegsende, im Sommer 1646, schließlich noch von den Franzosen heimgesucht. Diese Gäste kassieren von den hungernden Bauern Mauerstettens den Betrag von 3.236 Gulden, von der Ortschaft Hausen sogar 5.548 Gulden. Der Westfälische Frieden setzt diesem sinnlosen Völkermorden 1648 endlich ein Ende.
An dieser Stelle ist von Johann Baptist Dodel, dem großen Wohltäter Mauerstettens, zu berichten, der als Sohn armer Eltern in Mauerstetten geboren wurde. Seine schulische Ausbildung erfährt er bei den Jesuiten in Augsburg, wird 1631 Zögling des päpstlichen Alumnats in Dillingen und flieht 1632 vor den Schweden nach Rom. Dort setzt er seine theologischen Studien fort, wird zum Priester geweiht und erhält wegen seiner hohen Begabung die Stelle eines Prokurators am Englischen Kolleg in Rom. Tüchtigkeit und Sparsamkeit bringen Dodel ein stattliches Vermögen ein. 1678 beauftragt er den Abt des Klosters Irsee mit dem Bau einer Schule in Mauerstetten, in der nachweislich seit 1682 unterrichtet wird. Der wohltätige Dodel sorgt über seinen Tod am 22. Juli 1690 hinaus für ein gesichertes Schulwesen in seiner Heimatgemeinde.
Ihm ist es zu danken, dass schon im 17. Jahrhundert in Mauerstetten sommers und winters unterrichtet werden kann, damals noch keinesfalls allerorten gebräuchlich. Aus dem Nachlass Johann Baptist Dodels wird eine Stiftung errichtet, die sich bis in unsere Tage erhalten hat.
Eben diese Stiftung machte es möglich, dass bereits 1744 bis 1747 ein einklassiges Schulhaus errichtet werden konnte. 1910, nach dem das Schulhaus für die inzwischen ca. 100 Schüler zu klein wurde, beschloss der Gemeinderat neben dem bestehenden Schulhaus eine neue Schule mit zwei Schulsälen für ca. 32.000 Mark zu errichten. Der seinerzeitige Bürgermeister, Xaver Königsberger, hatte sich dabei große Verdienste erworben. 1911 wurde die neue Schule durch den Schulinspektor, Pfarrer Ulrich Geiger, eingeweiht. Im Laufe der Zeit wurde die Schule mehrmals erweitert und modernisiert, in der bis 1994 unterrichtet wurde.
Das Vermögen der Dodel’schen Stiftung nahm an der Inflation 1921 großen Schaden und ging infolge der Währungsreform 1948 ein.
Als der bayerische Minister Maximilian Graf von Montgelas zu Beginn des 19. Jahrhundert das bayerische Staatswesen nach französischem Vorbild reorganisierte, schuf er die Grundlagen eines modernen Einheitsstaates. Aus bisher 40.000 kleinen und kleinsten Ortschaften entstanden 7.000 Gemeinden. Im Zuge dieser Reform wurde die Ortschaft Hausen der Gemeinde Mauerstetten eingegliedert, und im Jahre 1810 zählte die Gemeinde nach amtlichen Unterlagen des Bayerischen Statistischen Landesamtes 272 Einwohner. Erster gewählter Bürgermeister nach dieser Reform war Michael Staudenbauer, dem sechs Gemeinderäte, Beigeordnete genannt, zur Seite standen.
Mit der jüngeren Geschichte Mauerstettens ist der Name eines weiteren Wohltäters verbunden; Johann Benedikt Ritter. Am 20. März 1831 als Sohn des Bauern und seinerzeitigen Bürgermeisters Magnus Ritter geboren, absolvierte er das Humanistische Gymnasium in Kempten, studierte an der Universität München Philosophie und Theologie, erkrankte 1851 an Typhus, gab das Studium auf und übernahm den väterlichen Hof in Mauerstetten. In den Jahren von 1861 bis 1875 war er Bürgermeister seiner Heimatgemeinde. Seine Ehe blieb kinderlos, er verkaufte sein Anwesen und zog 1899 nach Kaufbeuren, wo er am 9. Mai 1908 starb. Ritter vermachte der Gemeinde den fünften Teil seines Vermögens, an die fünfzehntausend Mark, die einer Stiftung zugeführt wurden, die heute noch besteht. Die Zinsen daraus werden zu gleichen Teilen an die Kirche, die Schule und Bedürftige des Dorfes verteilt.
Als 1870 Frankreich dem König von Preußen den Krieg erklärte, zählte Mauerstetten bereits 380 Einwohner. Vierundzwanzig Männer des Dorfes werden zu den Fahnen des bayer. Heeres gerufen, einer kehrt nicht mehr in seine Heimat zurück.
In den Jahren zwischen 1871 und 1877 erfährt die Pfarrkirche ihre erste umfassende Renovierung. Die Zahl der Einwohner ist mittlerweile auf vierhundert angewachsen. Die langsam aber stetig zunehmende Einwohnerzahl veranlasst den Bau einer zentralen Wasserversorgungsanlage im Jahre 1902. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges zählt Mauerstetten fünfhundert Einwohner. Als 1918 der Krieg ein Ende findet, beklagt Mauerstetten den Tod von achtzehn seiner Söhne. Mühsam genug wird der Neubeginn, tief sind die Wunden, die der Krieg in den Familien geschlagen hat.
Ein bedeutsamer Schritt auf dem Weg zur Modernisierung Mauerstettens ist der Anschluss an die Elektrizitätsversorgung im Jahre 1920.
Zwei Jahre später, am 1. April 1922, wird in Mauerstetten eine Haltestelle der Neuerbauten Bahnlinie Kaufbeu-ren-Schongau eröffnet. Fast 61 Jahre dauerte es, bevor nach den ersten Vorgesprächen, der Planungsphase, die durch den 1. Weltkrieg verzögert wurde und einer dreijährigen Bauzeit, die Bahnlinie 1922 feierlich eröffnet werden konnte. Doch bereits nach 50 Jahren wurde sie, im Jahre 1972, wieder wegen Unwirtschaftlichkeit stillgelegt. Beim Baubeginn, im Jahre 1919, waren für die 31 km lange Bahnstrecke 3 Millionen Mark Baukosten geplant, die aufgrund der Inflation bei der endgültigen Fertigstellung, im Jahre 1923, auf 250 Millionen Mark angewachsen sind.
1977 wurden die Gleisanlagen demontiert und der Landkreis Ostallgäu sowie die Stadt Kaufbeuren kauften den Bahngrund, beginnend von der Stadtgrenze Kaufbeuren bis zum Haltepunkt Sachsenrieder Forst und legten auf dem Schotterbett einen Fahrradweg an, der für Radler und Wanderer zu einem beliebten Ausflugsziel geworden ist.
1922 beginnt in dem innerlich zerrissenen Deutschland der Währungsverfall, der 1923 seinen Höhepunkt erreicht. Der Wert eines US-Dollar entspricht 4,2 Billionen Papiermark. Der November-Putsch der National-sozialisten in München dringt wie fernes Gewittergrollen nach Mauerstetten.
Als 1933 Adolf Hitler Reichskanzler wird, überschreitet die Einwohnerzahl Mauerstettens das halbe Tausend.
1939 ist die Erde Europas bereit, die Million von Toten aufzunehmen, die der Wahnsinn eines fast sechsjährigen Krieges als Preis fordern wird. Auch die Jugend Mauerstettens tritt den langen Marsch an, für 43 Väter, Söhne und Brüder ein Weg ohne Wiederkehr.
Im Frühjahr 1944 schreibt das Schicksal das dunkelste Kapitel der Geschichte Mauerstettens. Am Waldrand der nördlichsten Gemarkungsgrenze entsteht ein Barackenlager mit Wachtürmen und Stacheldrahtzaun für ausländische Arbeitskräfte, die in der Dynamit AG in Kaufbeuren arbeiten sollen. Im Herbst 1944 werden 922 jüdische Häftlinge aus dem KZ Auschwitz in das Lager "Steinhölzle" verlegt. Später kamen nochmals ungefähr 100 Juden dazu, die größtenteils aus Ungarn stammten. Vorwiegend wurden die jüdischen Zwangsarbeiter bei Erdarbeiten, wie Straßen- und Wegebau, Aushub von Gräben für Rohrleitungen usw., eingesetzt. Katastrophale Zustände herrschten im Lager. Anfangs gab es kein Wasser, so dass die Häftlinge für das Wasser selbst sorgen mussten. Später wurde eine Wasserleitung vom Lager Riederloh in das Lager Steinholz gelegt. Ungenügende Ernährung, die schlechten hygienischen Verhältnisse, Überbelegung sowie die harte Arbeit und die Kälte der Herbst- und Wintermonate, setzte die ungenügend bekleideten Menschen arg zu. Krankheiten brachen aus, an denen in fünf Monaten 472 Personen starben. In einem Massengrab, das südlich des Lagers ausgehoben wurde, wurden die Toten beerdigt. Ein Gedenkstein erinnert heute an die Opfer, des Außenlagers des KZ’s Dachau. Nach dem das Lager nach dem Kriege geräumt war, wurde das Gelände von der US-Besatzungsmacht an die Firma "Südzug OHG", der Familie Sauermann, verpachtet, die es als Lager- und Abstellplatz für ihre Fahrzeuge benutzte.
weitere Informationen zum Gemeindeteil Steinholz
Schon während der letzten Kriegsmonate sind zahlreiche Städter, die ihre Bleibe durch den Bombenkrieg verloren hatten, nach Mauerstetten gekommen. Seinen größten Einwohnerzuwachs erfährt das Dorf aber kurz nach dem Krieg. Hunderte Vertriebene aus dem deutschen Osten werden vom Wohnungsamt in Mauerstetten eingewiesen, und so beträgt die Zahl der Einwohner 1946 bereits siebenhundertsechzig, also zweihundert mehr als bei Kriegsende 1945.
1951 beschließt der Mauerstettener Gemeinderat, das "Lager Steinholz" als Siedlungsgelände auszuweisen. Nach dem der Landkreis Kaufbeuren das Gelände 1952 erworben hatte, fasste der Gemeinderat 1953 den Beschluss zur planmäßigen Erschließung und Bebauung des ehemaligen "Lager Steinholz" zur Wohnsiedlung unter der Regie des Landkreises Kaufbeuren.
1953 wurden die ersten Baupläne für die Siedlung "Steinholz" genehmigt, in der zukünftig sudetendeutsche Vertriebene eine neue Heimat finden sollten. Die Neubürger von Mauerstetten fanden zum Teil Arbeit in der benachbarten Neugablonzer Glas- und Schmuckindustrie sowie bei einer in Steinholz angesiedelten Metall- und Galvanikfirma. Zum Teil arbeitete sie als selbständige Glasdrucker für die Schmuckindustrie oder als Heimarbeiter in der Anfertigung von unechten Schmucks.
In den folgenden Jahren wird für ca. 500 Neubürger das ehemalige "Steinhölzle" zu einer liebenswerten Heimat. 1962 wird durch die Regierung von Schwaben dem neuen Ortsteil der Gemeindeteilnamen "Steinholz" erteilt. Im gleichen Jahr übergibt der Landkreis Kaufbeuren das Wege- und Straßennetz sowie die Abwasserversorgung von Steinholz für einen zu zahlenden Betrag von 10.000 DM an die Gemeinde Mauerstetten.
Zum Kriegsende 1945 waren in Mauerstetten 560 Bürgerinnen und Bürger gemeldet. Durch den Zuzug nach dem Kriege und die Besiedlung des Ortsteiles Steinholz stieg die Einwohnerzahl 1955 auf 785, und die Einwohnerzahl stieg weiterhin an, so dass 1962 bereits 1270 Bürgerinnen und Bürger gemeldet waren.
Zur Verbesserung der Wasserversorgung, baute die Gemeinde 1957 einen Hochbehälter mit 400 m3 Fas-sungsinhalt, der aus einem eigenen im Jahre 1954 gebohrten Brunnen am Rande eines ausgedehnten un-terirdischen Brunnens, versorgt wird. Im gleichen Jahr wird der Ortsteil Steinholz an die gemeindliche Was-serversorgung angeschlossen. Da inzwischen nach mehr als vierzig Jahren die gemeindliche Wasserversorgung durch Überalterung der Anlage und den ständigen Mehrbedarf durch die wachsende Bevölkerung den Erfordernissen nicht mehr entspricht, ist der Anschluss an den Zweckverband der Gennach-Hühnerbach-Gruppe Ende 1998 - Anfang 1999 vorgesehen, an die bereits der Ortsteil Frankenried seit 1964 angeschlossen ist.
1973 beschließt der Gemeinderat neben der Schule eine Schulturnhalle anzubauen, die gleichzeitig den zahlreichen Sport- und Hobbygruppen als Übungsraum dienen soll. Aufgrund mangelnder größerer Säle oder Räumlichkeiten in der Gemeinde, beschließt der Gemeinderat 1980 den Bau einer Mehrzweckhalle, die neben der sportlichen Nutzung auch für kulturelle Veranstaltungen und größere Versammlungen geeignet ist, sowie mit der Möglichkeit einer gastronomischen Bewirtung und der Unterbringung von Übungsräumen für Mauerstettener Vereine. 1985 wurde nach vierjähriger Bauzeit die Mehrzweckhalle "Sonnenhof", auf halben Wege zwischen Mauerstetten und Steinholz gelegen, seiner Bestimmung übergeben, in der neben der Mehrzweckhalle und dem gastronomischen Bereich mit Kegelbahn, auch die Blasmusik Mauerstetten, der Männerchor Steinholz und die Mauerstettener Schützen sowie der Taubenverein Mauerstetten eine Heimat gefunden haben. Eine Freizeitanlage mit Rollschuhplatz, Eisstockbahn und Kinderspielplatz, unmittelbar neben der Mehrzweckhalle gelegen, wurde bereits 1981 eingeweiht und fünf Jahre später eine Sportanlage mit zwei Fußballfeldern.
Bei der Gebietsreform 1978, wird der Landkreis Kaufbeuren aufgelöst und in den Landkreis Ostallgäu neu gegliedert. Kaufbeuren wird zur kreisfreien Stadt und die Gemeinde Frankenried wird in die Gemeinde Mauerstetten eingemeindet. Bei der Neugliederung des Landkreises Ostallgäu und der kreisfreien Stadt Kaufbeuren, werden ca. 80 ha des Gemeindegebietes von Mauerstetten an der B 12 zwischen dem Verteilerring und der Kaufbeurer Straße gelegen, zugunsten der kreisfreien Stadt Kaufbeuren ausgegliedert. Mit der Gemeinde Germaringen bildet Mauerstetten für kurze Zeit eine Verwaltungsgemeinschaft, aus der sie auf eignen Antrag 1979 durch die Regierung von Schwaben entlassen wird und seit dem wieder eine eigenständige Gemeinde ist.
Umfangreiche Renovierungsarbeiten werden 1978 an der Pfarrkirche St. Vitus durchgeführt, in dem neben den Fassadenarbeiten die Grundmauern durch Betonfundamente gegen Bodenfeuchtigkeit abgesichert werden.
1980, rechtzeitig zur 500-Jahr-Feier, dem St.-Vitus-Fest, konnten die Arbeiten an der Pfarrkirche und der Neugestaltung des Dorfplatzes mit dem Brunnen, abgeschlossen werden. 1992 wurde der stark einsturz-gefährdete östliche Teil der Kirchenmauer unter der Mithilfe Mauerstettener Bürgerinnen und Bürger abgetragen und im gleichen Jahr wieder aufgebaut. Ein weiteres Mal wiederholte sich 1997 unter der Mithilfe der Bürger die Sanierung des nördlichen Teiles, die 1998 wieder aufgebaut wurde. 1962 wurde der "alte" Friedhof, deren Eigentümer zu je einer Hälfte die Gemeinde Mauerstetten und die Kirchenstiftung St. Vitus ist, erstmals erweitert und ein weiteres Mal 1993. Ab 1996 wird der im Besitz der Kirchenstiftung St. Vitus befindende Teil durch die Gemeinde Mauerstetten verwaltet.
Seit 1964 planten die Gemeinden Mauerstetten, Obergermaringen und Rieden zur Regelung der Abwasser-beseitigung in ihren Gemeinden eine gemeinsame Kläranlage, zu der sich 1969 die Gemeinden Frankenried, Mauerstetten, Obergermaringen und Pforzen in der Gründung des Abwasserverbandes Wertach-Ost zu-sammenschlossen. 1977, bei der Neugründung, schloss sich auch die Gemeinde Rieden dem Abwasserverband an.
Nach dem 1986/87 der Verband auf der Gemarkung Pforzen in der Nähe der Wertach eine Gesamtfläche von 34.000 m2 erworben hatte, begann 1989 mit dem 1. Spatenstich der Bau einer belüfteten Abwasserteichanlage mit Schlammrückführung für 13.500 Einwohnerwerte. 1992 wird die vom Ing.-Büro Dr. Ing. Veits aus München geplante und rund 14,1 Millionen Markt teure Anlage seiner Bestimmung übergeben.
Gleichzeitig werden mit dieser Maßnahme in Mauerstetten, Steinholz und Frankenried die Regenrückhaltebecken und Versickerungen des Oberflächenwassers sowie die Neuverlegungen der Ortskanalisationen geplant und durchgeführt. In einem ca. 10 km langen Sammler werden die Abwässer von Frankenried, Mauerstetten und Steinholz im freien Fliesgefälle zur Kläranlage nach Pforzen geleitet. Ab der Gemarkung Germaringen werden die Abwässer der Gemeinde Germaringen in den nun gemeinsamen Sammler eingeleitet. Die Gemeinden Pforzen und Rieden leiten ihr Abwasser in eigenen Sammlern der Kläranlage zu.
1991 beschließt der Gemeinderat auf dem im Ortskern befindlichen und 1974 gekauften Anwesen von Margarete Hörmann den Neubau einer Schule. Das Architektenbüro Klaus Kehrbaum aus Kaufbeuren erhält den Planungsauftrag für eine 6-klassige Grundschule mit zwei Gruppenräumen, Pausenhalle, Werkraum, Handarbeitsraum, Musikzimmer und Verwaltungsräume unter Einbindung des denkmalgeschützten Altbaus des Hörmann-Hofes.
1994, nach knapp zweijähriger Bauzeit, wird der rund 5 Millionen Mark teure Ständerbau, der mit dem denkmalgeschützten Altbau eine harmonische Einheit bildet, seiner Bestimmung übergeben, rechtzeitig zum Schulbeginn des neuen Schuljahres 1994.
1991 beschließt der Gemeinderat den Bau eines Wertstoffhofes, der vom Landkreis Ostallgäu zu hundert Prozent finanziert wurde und 1992 den Bau des Bauhofes.
Die Bevölkerungsentwicklung in der Gemeinde und die Nähe der Stadt Kaufbeuren machte es erforderlich, dass nach und nach größere Baugebiete ausgewiesen werden. 1971 beschließt der Gemeinderat die Aufstellung eines Bebauungsplanes für den "Blütenring" und 1973 für das Baugebiet Nord-West II, der so genannten "Haag Siedlung". 1982 kam das Baugebiet Süd, Grüntenweg und Gimpelweg, und der Ulmenweg 1983 hinzu sowie 1993 die Baugebiete "Hahnenwäldle" und "Rainhardstal" sowie 1996 das Baugebiet "Am Bahndamm".
1987 stellt der Gemeinderat den Bebauungsplan für das Gewerbegebiet "An der Eichenstraße" auf und 1993 für den "Steinschachen" sowie 1997 für den "Unteranger". Die beiden letzten Gewerbegebiete liegen am Rande der Gemeindegrenze zu Kaufbeuren in der Nähe der Bundesstraße 12 und dem Verteilerring.
Auf einer Gemeindefläche von ca. 16,55 km2 wohnen heute insgesamt 2889 Einwohner; verteilt auf die Ortsteile in Mauerstetten 1820, Steinholz 518, Frankenried 462 und Hausen 89.
792 Berufstätige hatten 1987 (neuere Angaben sind nicht belegt) als Auspendler außerhalb der Gemeinde ihren Arbeitsplatz, wobei 297 als Einpendler ihren Arbeitsplatz in der Gemeinde Mauerstetten fanden. Stetiger Rückgang von Betrieben ist in der Landwirtschaft festzustellen, einmal durch das Erreichen der Altersgrenze und ohne Nachfolger für den Betrieb und ein weiteres Mal durch die immer größer werdenden Einnahmeverluste, die manchen Betrieb unwirtschaftlich werden lässt.
Waren es 1972 noch 98 Betriebe, die ihren Unterhalt mit der Landwirtschaft verdienten, so waren es 1995 noch 58, und die Tendenz ist rückläufig. Durch die Nähe zur Stadt Kaufbeuren, lastet auf Mauerstetten ein erkennbarer Siedlungsdruck. Um einer weiteren Zersiedlung des Dorfes entgegen zu wirken, hat der Gemeinderat 1995 die Aufstellung eines Bebauungsplanes für das Dorfgebiet beschlossen.
Bei den Kommunalwahlen am 2. März 2008 wird Armin Holderried als Nachfolger von Alexander Müller zum ersten Bürgermeister der Gemeinde gewählt. Er erhält bei zwei Gegenkandidaten im ersten Wahlgang 60% der Stimmen. Der Gemeinderat besteht erstmals aus 16 Mitgliedern, die die Einwohnergrenze von 3000 mittlerweile überschritten ist.
Zusammengestellt von Wolfgang Rein und Armin Holderried